Die Linguistische Landschaft des 2. Bezirks "Leopoldstadt"
Hintergrund und Kontext zum 2. Bezirk (LEOPOLDSTADT), bzw. Taborstrasse

Der Untere Werd um 1547
Bevor Rabbi Yom-Tov Lipmann Heller 1625 zu Rabbi Wiens wurde, hatten die Juden von Wien keine zentrale Gesellschaft. Er gewann für die Juden das Recht, ihre eigene Gesellschaft in Leopoldstadt zu gründen. Während des 16. Jahrhunderts ließen sich jüdische Einwanderer in Leopoldstadt, die erstmals um 1300 besiedelt wurde, nieder. Zu diesem Zeitpunkt hieß jüdische Leopoldstadt “Unterer Werd”. Der Unteren Werd bekam 1624 mehr jüdische Einwohner, weil Kaiser Ferdinand II. die jüdischen Wiener aus der inneren Stadt verbannte.
Aber der Antisemitismus der Habsburger ging nicht weg. Im Jahr 1669 wurde die Juden von Leopold I. aus dem Unteren Werd verbannt. Die anderen Einwohner des Unteren Werdes nannten den Bezirk “Leopoldstadt” nach dem Kaiser. Wegen der Nähe des Nordbahnhofs wanderten aber viele Juden wieder nach Leopoldstadt ein. Aus diesem Grund kamen viele andere Einwanderer, und Leopoldstadt wurde von vielen Zuwanderern bevölkert. Weil so viele Juden in Leopoldstadt wohnten, wurde Leopoldstadt inoffiziel als “Mazzesinsel” genannt.

Rede Hitlers, Heldenplatz, Wien, 1938
Nach dem Anschluss von Nazi-Deutschland wurden die jüdischen Gesellschaft in dem 2. Bezirk zerstört. Die Nazis deportierten und ermordeten systematisch die jüdische Bevölkerung der Leopoldstadt. Wegen der Revolutionen im Jahr 1989 in Osteuropa kamen viele Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion, Jugoslawien, und Tschechoslowakei. Unter diesen Einwanderern gab es viele Juden, so dass die jüdische Bevölkerung anfing, wieder zu wachsen. 1923 machten die Juden über ein Drittel der Bevölkerung im 2. Bezirk aus, aber 2001 machten die Juden nur um 3% der Bevölkerung aus.
Heute machen Migranten mehr als 40% der Bevölkerung der Leopoldstadt aus. Im Jahr 2005 kam der größte Anteil der Migranten aus Serbien und Montenegro (7,1%). Andere Menschen kamen aus der Türkei (3,1%), Deutschland (1,5%), Polen (1,8%), und Kroatien und Bosnien-Herzegowina (1,2%). 9,6% der Bevölkerung sprachen als Umgangssprache Serbisch. Andere häufig gesprochene Sprachen waren Türkisch (5,8%) und Kroatisch (3,0%).

Die Taborstraße ist eine 2,5 km lang erstreckende Geschäftsstraße, die seit 1406 existiert, aber dann wurde die Straße als “Kremser Straße” genannt. Sie war ein wichtiger Ort für die Wirtschaft der Leopoldstadt. Im Jahr 1838 eröffnete der Nordbahnhof. Deswegen wurde die Taborstraße weniger wichtig als Fernverkehrsweg. Aber auch wurde diese Straße wichtiger als ökonomische Möglichkeit für Einwanderer. Weil eine U-Bahn Station relativ neulich eröffnet wurde, ist die Taborstraße zugänglich. Die Taborstraße liegt sehr zentral in der Leopoldstadt. Heute wohnen viele Migranten der Straße entlang (wie in dem ganzen Bezirk). Aus diesen Gründen ist diese Straße optimal, um die linguistische Landschaft eines Bezirks zu untersuchen.
ZWECK/ZIEL des projekts
ZWECK

- Um zu verstehen, wie die Österreicher und die Ausländer miteinander kommunizieren.
- Um zu sehen, inwieweit die linguistische Landschaft den Ausländeranteil des Bezirks widerspiegelt.
- Um zu vergleichen, wie die Sprachen benutzt werden, um ein Ziel zu erreichen.
- Um zu verstehen, wie und warum Englisch benutzt wird.
- Um zu sehen, inwieweit die linguistische Landschaft den Ausländeranteil des Bezirks widerspiegelt.
- Um zu vergleichen, wie die Sprachen benutzt werden, um ein Ziel zu erreichen.
- Um zu verstehen, wie und warum Englisch benutzt wird.
HYPOTHESEN1. Die linguistische Landschaft widerspiegelt den hohen Ausländeranteil (über 40% mit Migrationshintergrund) im 2. Bezirk.
2. Die meistbenutzten Fremdsprachen sind Englisch, Türkisch und Hebraisch. 3. Englisch wird oft falsch verwendet 4. Englisch wird oft symbolisch verwendet 5. Wegen des hohen Ausländeranteils gibt es mehr transgressive, protestorientierte in Fremdsprachen erscheinene Graffiti und Aufkleber |
Materialen und Methoden

Die heutige Taborstraße
Als wir zuerst dieses Projekt begannen, lasen wir die Einleitung aus dem 2009 erschienenen „Linguistic Landscape“ von Elana Shohamy and Durk Gorter, um uns über dieses neue Feld zu informieren. Die Idee von linguistischer Landschaft ist, dass wir durch die Sprache an den Schildern über die Menschen einer Region lernen können. Weil die Themen unserer Klasse Zuwanderung und Integration sind, konzentrierten wir uns besonders auf den Ausländeranteil eines Bezirks in Wien, und auf die Fremdsprachen an den Schildern. Wie oben schon gesagt, entschieden wir uns dafür, den zweiten Bezirk Wiens zu analysieren. Aber mit diesem Projekt mussten wir jedes Schild zählen und beschreiben, deshalb konnten wir nicht den ganzen Bezirk forschen. Daher untersuchten wir nur eine Straße. Also wählten wir die Taborstraße.
Zuerst mussten wir Kategorien für Schilder schaffen. Wir machten einen „Orientierungsspaziergang“ entlang die Taborstaße. Wir schauten auf die vielen Schilder und fragten uns, was für Kategorien wir benutzen könnten. Das Ziel war, genug Kategorien zu haben, die sich aber nicht überschneiden.
Spolsky und Cooper (1991) hatten schon früher die folgenden Kategorien formuliert:
Aber unsere Kategorien sind ein bisschen unterschiedlich. Hier sind unsere Kategorien mit kurzen Definitionen und Beispiele:
Spolsky und Cooper (1991) hatten schon früher die folgenden Kategorien formuliert:
- Street signs - Straßenschilder
- Advertising signs - Werbungschilder
- Warning notices and prohibitions - Warnungen und Verbote
- building names - Namen der Gebäuden
- informative signs (directions, hours of opening) - Informative Schilder
- commemorative plaques - Denkmaltafeln
- objects (postbox, police call box) - Objekten (Briefkästen)
Aber unsere Kategorien sind ein bisschen unterschiedlich. Hier sind unsere Kategorien mit kurzen Definitionen und Beispiele:

1) Türen / Fenster: Ein Schild an einer Tür oder Fenster

2) Fassaden / Ladenschild: Ein Schild an der Wand eines Geschäfts oder ein Schild, das den Name des Geschäfts sagt.

3) Straßenschilder: informative Schilder über Verkehrsregeln oder Sehenswürdigkeiten

4) Plakate: Schilder, die nicht vom Inhaber und gewöhnlich nicht an Gebäuden aufgehängt wurden

5) Aufkleber / Graffiti: Überall, und manchmal illegal.

6) informative Tafel: Irgendwo an einem Gebäude. Es sagt etwas informativ über das Gebäude oder Geschäft, z.B. das Gründungsjahr.
Wir hatten auch Fragen über jedes Schild, um weiter zu kategorisieren.
- Wer?
- Warum?
- Wo?
- An wen?
- Wie viele Sprachen?
- Welche Sprachen?
- Wie groß?
Um die Schilder zu zählen, hatten wir manche Regeln dafür, was ein Schild ist und wer welche Schilder zählen würde. Wenn nahliegende Schilder ähnlich oder gleich sind, zählen sie als ein Schild. Wir sind 4 Studenten, also haben wir die Zählung der Schilder aufgeteilt. Bis die Karmeliterkirche haben wir in zweier Gruppen gezählt: Hazel und Qifei die westliche Seite der Straße; Will und Katie die östliche Seite. Danach haben wir die Schilder wie gefolgt gezählt:
- Von der Karmeliterkirche bis zur Tandelmarktgasse: Hazel
- Von der Tandelmarktgasse bis zur Blumauergasse: Katie
- Von der Blumauergasse bis zur Großen Stadtgutgasse: Qifei
- Von der Großen Stadtgutgasse bis zur Nordwestbahnstrasse: Will
Ergebnisse und resultate
tabelle und grafiken
Die Tabelle zeigt die Resultate unserer Zählung, die insgesamt 346 Schilder betrug. Diese Daten wurden durch Google Dokuments in eine Tabelle und Säulendiagramme (unten) organisiert. Es gibt acht Graphiken, um die “Frage Kategorien” (d.h., Wer/Warum/usw.) besser zu zeigen. Können Sie hier für die Tabelle klicken: Tabelle 1
Unten sind das Kreisdiagramm und die Säulendiagramme. Es gibt sechs Farben, die jede Kategorie (“Türen/Fassaden/usw.”) darstellen, und die entsprechenden Nummern.
Kreisdiagramm 1. Die Zahlen von der Kategorien “Wie viel”.Die Grafik zeigt, dass die meisten Schilder Türen (127) und Fassaden (119) waren.
Säulendiagramm 1. Die Zahlen von der Kategorien “Wer”. Aus dieser Graphik sieht man, dass Inhaber (Türen - 86, Fassaden - 86) hauptsächlich diese Schilder anschlagen.
Säulendiagramm 2. Die Zahlen von der Kategorien “Warum”. Die Grafik zeigt, dass Türen (93) und Fassaden (103) die meisten Schilder waren. Außerdem waren die meisten Schilder informativ statt symbolisch.
Säulendiagramm 3. Die Zahlen von der Kategorien “Wo”.
Das Säulendiagramm zeigt, dass die Kategorien “Oben”, “Auffällig”, “Neben anderen” und “Allein” gänzlich mehr als 270 Schilder (auf den Türen und Fassaden) haben.
Das Säulendiagramm zeigt, dass die Kategorien “Oben”, “Auffällig”, “Neben anderen” und “Allein” gänzlich mehr als 270 Schilder (auf den Türen und Fassaden) haben.
Säulendiagramm 4. Die Zahlen von der Kategorien “An wen”. Die Zahlen von den Kategorien “Erwachsene” und “Kunden” sind höher. Im Vergleich zu der Kategorie “Kunden” sind die Zahlen von Türen (50) und Fassaden (39) in “Erwachsene” anders. “Allgemeines Publikum” und “Touristen” haben auch hohe Nummern, besonders mit “Allgemeines Publikum”, die mehr Straßenschilder hat.
Säulendiagramm 5. Die Zahlen von der Kategorien “Wie viele Sprachen”.Die Zahlen von Kategorien “Einsprachig” und “2-sprachig” zeigen höhere Nummern, besonders für Türen und Fassaden. Die meistens Nummer gehört der Kategorie “Einsprachig” (Türen - 83).
Säulendiagramm 6. Die Zahlen von der Kategorien “Welche Sprachen”. Die Graphik zeigt, dass Deutsch (168) häuftig benutzt ist, aber manchmal haben Türen und Fassaden Englische Texte.
Säulendiagramm 7. Die Zahlen von der Kategorien “Wie groß”.Aus der Grafik gibt es eine Mischung, wo alle Kategorien höhere Zahlen haben. “Türen” hat mehr kleine und mittelgroße Schilder, während “Fassaden” mehr große Schilder hat. .
eindrücke

Q: www.StadtBekannt.at
Aus diesen Daten gibt es verschiedene erste Eindrücke. Nach Berichten über die Geschichte des 2. Bezirks war Leopoldstadt ein Bezirk mit einem großen Ausländeranteil. Also würde man annehmen, dass ein paar Straßen, besonders die Hauptstraßen, viele andere Sprachen an den Schildern haben würden; jedoch zeigen die Daten das Gegenteil.
Die meisten mehrsprachigen Schilder in der Taborstraße im 2. Bezirk bestehen aus Deutsch und Englisch. Die meisten Schilder mit diesen Sprachen sind informativ und wurden von Inhaber aufgestellt. Es gibt eigentlich wenige andere Sprachen trotz des großen Ausländeranteils. Es ist möglich zu denken, dass eine beschäftigte Straße, wie die Taborstraße, die in der Nähe von dem 1. Bezirk, wenige Schilder mit anderen Sprachen hat. Diese Eindrücke bringen andere Meinungen vor: Je weniger Geschäfte es gab, desto mehr Fremdsprachen gab es, oder je weiter man von dem Stadtzentrum war, desto mehr Fremdsprachen gab es. Man könnte diese Frage durch mehr Erforschung beantworten.
Es ist auch interessant, dass es symbolische Sprache an diesen Schildern gibt. Zum Beispiel gibt es viele schleierhafte Graffiti und ein Sushi Restaurant namens „Apple“. Diese Eindrücke bringen auch Meinungen vor: Je jünger das gezielte Publikum, desto symbolischer der Sprachgebrauch, oder je weniger Geschäfte es gab, desto weniger Graffiti gab es (oder nicht). Man könnte auch diese Frage durch mehr Erforschung untersuchen.
Alles in allem gibt es nur eine kleine Beziehung zwischen dem Ausländeranteil im 2. Bezirk und den erwarteten ausländischen Schildern in der Straße.
Die meisten mehrsprachigen Schilder in der Taborstraße im 2. Bezirk bestehen aus Deutsch und Englisch. Die meisten Schilder mit diesen Sprachen sind informativ und wurden von Inhaber aufgestellt. Es gibt eigentlich wenige andere Sprachen trotz des großen Ausländeranteils. Es ist möglich zu denken, dass eine beschäftigte Straße, wie die Taborstraße, die in der Nähe von dem 1. Bezirk, wenige Schilder mit anderen Sprachen hat. Diese Eindrücke bringen andere Meinungen vor: Je weniger Geschäfte es gab, desto mehr Fremdsprachen gab es, oder je weiter man von dem Stadtzentrum war, desto mehr Fremdsprachen gab es. Man könnte diese Frage durch mehr Erforschung beantworten.
Es ist auch interessant, dass es symbolische Sprache an diesen Schildern gibt. Zum Beispiel gibt es viele schleierhafte Graffiti und ein Sushi Restaurant namens „Apple“. Diese Eindrücke bringen auch Meinungen vor: Je jünger das gezielte Publikum, desto symbolischer der Sprachgebrauch, oder je weniger Geschäfte es gab, desto weniger Graffiti gab es (oder nicht). Man könnte auch diese Frage durch mehr Erforschung untersuchen.
Alles in allem gibt es nur eine kleine Beziehung zwischen dem Ausländeranteil im 2. Bezirk und den erwarteten ausländischen Schildern in der Straße.
DISKUSSION UND SCHLUSSBEMERKUNGEN
diskussion

Über 40% Einwohner in Leopoldstadt haben einen Migrationshintergrund. Deswegen haben wir als unsere erste Hypothese behauptet, die linguistische Landschaft im 2. Bezirk soll diesen hohen Ausländeranteil widerspiegeln. Tatsächlich entdeckten wir das Gegenteil durch die ersten Ermittlungen, wie zum Beispiel gibt es wenige Fremdsprachen außer Deutsch und Englisch. Man kann sehr wenige Schilder auf Türkisch oder Serbisch sehen, obwohl hier Türken und Serben leben. Die meistbenutzte Fremdsprache ist nur Englisch in der Taborstraße.

Eine andere Hypothese erklärte, dass Englisch oft falsch verwendet wird, weil Englisch keine Muttersprache der Wiener ist. Noch behauptet man, dass Englisch nicht informativ, sondern eher oft symbolisch benutzt wird. Beide Behauptungen stimmen nicht, fröhlicherweise finden wir meistens richtig Englisch an den Schildern. Zusätzlich zu der Sprache selbst ist ihre Funktion informativ (75%) anstatt symbolisch (25%). Ironischerweise ist die Linguistische Landschaft im 2. Bezirk von Deutsch und Englisch beherrscht. Möglicherweise denken die Leute, es würde mehr transgressive, protestorientierte in Fremdsprachen erscheinende Graffiti und Aufkleber wegen des hohen Ausländeranteils geben. Die Meinung hat einen Grund, weil ein gewisser Prozent der Graffiti und Aufkleber regimefeindlich oder rebellisch ist, aber die Graffitis waren unverständlich und unerkennbar. Wer diese Graffitis kreiert, ist unklar, aber das Ausbildungsniveau und der Sinn würden weitere Untersuchung brauchen.
SCHLUSSBEMERKUNGEN UND IMPLIKATIONEN
Um einen besseren Einblick in die Linguistische Landschaft eines Bezirks zu bekommen, soll man mehr Straßen untersuchen, Interviews/ Umfragen mit den Einwohnern und Bezirksleitern und statistische Studien (kausale oder korrelative Statistiken) durchführen. Unser Projekt ist kein Ende von dem ganzen Thema „Integration in Österreich“, es bräuchte mehr öffentliche Aufmerksamkeit um den großen Ausländeranteil zu verstehen. Weil wenige andere Fremdsprachen in der Taborstraße unerwartet vorkommen, wird ein Thema über die Integration des Zuwanderers vorgebracht. Einerseits könnte man behaupten, dass die Integration der vielen Ausländer im 2. Bezirk erfolgreich ist. Andererseits könnte man sagen, dass die vielen im 2. Bezirk lebenden Kulturen und Sprachen nicht im öffentlichen Sprachgebrauch zu finden sind. Es bleibt also eine offene Frage, ob die vielen Ausländer im 2. Bezirk gut integriert sind oder nicht. |